© Florian Pfeiffer

Hüttentour im Verwall

14.08.2025

Zwischen Lechtaler Alpen und Silvretta wird die wilde, ruhige Verwallgruppe oft übersehen.
Was grandiose Panoramen und anspruchsvolle Tourenmöglichkeiten betrifft steht sie den benachbarten, prominenteren Gebieten aber in nichts nach.
Mit drei Teilnehmern ging es für den neuen Tourenleiter Florian Pfeiffer (Trainer C: Bergsteigen) auf dessen erste allein geführte Sektionstour unter dem Motto "Hüttenübergänge und Gipfelziele in großartigem alpinen Ambiente".

Dass für die Hinfahrt ein ganzer Tag eingeplant wurde, ermöglichte die umweltfreundliche und entspannte Anreise mit der Bahn - ein wichtiger Beitrag zum ambitionierten Ziel des DAV, bis 2030 klimaneutral zu werden.
Die ersten beiden Touren (bei durchwachsenem Wetter) waren dann zunächst technisch einfach, dafür aber konditionell fordernd:
Der Aufstieg von Schruns zur Wormser Hütte und der Übergang zur Neuen Heilbronner Hütte schlugen direkt mit zusammen fast 3000 Höhenmetern Anstieg zu Buche.
Dadurch stellten die Teilnehmer unter Beweis, dass sie trotz des Durchschnittsalters von 67 Jahren den Anforderungen überlegen waren.
Weiter ging es am dritten Tag zur Friedrichshafener Hütte, wobei Umwege über die Gaisspitze (2779 m) und den Georg-Prasser-Weg diesen sonst einfachen und kurzen Übergang zu einer abwechslungsreichen und tagesfüllenden Tour mit ersten Kletterstellen erweiterten.
Der Ludwig-Dürr-Weg mit seinen konditionellen und technischen Anforderungen war schließlich der schwerste und abgeschiedenste Übergang im Verwall:
Trotz vier Scharten bis 2900 m Höhe, Kraxelei und ausgesetzter Passagen kam die starke Gruppe inklusive einer ausgedehnten Mittagspause auf den Rauteköpfen (2849 m) nach kaum acht Stunden bei der Darmstädter Hütte an.

Im Hochgebirgskessel um die Darmstädter Hütte verbrachte die Gruppe den Rest der Tourenwoche.
Wegen des nun bestmöglichen Hochdruckwetters und dem nahenden Wochenende waren die benachbarten Hütten ausgebucht und verhinderten die weitere West-Ost-Durchquerung des Verwalls.
Der urige Hüttenwirt Andi Weiskopf mit seiner großen Gastfreundschaft, die hervorragende Küche und die Tourenmöglichkeiten der Darmstädter Hütte entschädigten diese kurzfristige Planänderung.
In den nächsten Tagen bestieg die Gruppe in kurzen Tagestouren, aber auf schweren Wegen die westliche Faselfadspitze (2993 m) und als Höhepunkt der Woche die Saumspitze (3039 m).
Dort reichte das Panorama von den Eisriesen des Ötztals im Osten über die Ortlergruppe bis zur Bernina im Süden.
Die letzte Tour führte noch auf den Scheibler (2978 m) und nach einer Mittagspause auf der Konstanzer Hütte durch das Verwalltal nach St. Anton.
Am darauffolgenden Tag stand schließlich nur noch die Heimreise mit der Bahn an.

Über die Woche verteilt wurden zahlreiche Lehrinhalte vermittelt: Gletschermorphologie, Permafrostproblematik und diverse Kartenspiele.
Auch die alpine Fauna des Verwalls zeigte sich von ihrer besten Seite: Vom Alpensalamander über Schneehuhn bis zu Gams und Steinbock konnten zahlreiche Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum beobachtet werden.
Es war eine sehr gelungene Woche mit langen Übergängen, anspruchsvollen Gipfeln und einer harmonischen, starken Gruppe!

Text und Bilder: Florian Pfeiffer

 

Foto 1: Der Hochgebirgskessel rund um die Darmstädter Hütte: Links deutlich Saumspitze und Seeköpfe, rechts der Mitte die Bastion von Küchl- und Kuchenspitze und rechts im Hintergrund der formschöne Patteriol
Foto 2: Die Gruppe auf dem Gipfel der Saumspitze
Foto 3: Anspruchsvolles Gelände an der westlichen Faselfadspitze
Foto 4: Inversionswetterlage im Paznauntal