© Gernot Zimmerschied

Klettersteige am Dachstein und im Toten Gebirge

14.08.2025

Vom 12.-19. Juli 2025 fand die Tour „Klettersteige am Dachstein und im Toten Gebirge“ statt. Sechs Teilnehmer waren gemeldet. Wir trafen uns am Samstag (12.07.25), in Aigen/Ennstal in der Pension Elisabeth. Für diese Tour standen fünf Klettersteige auf dem Programm, die teils nur mit Sesselbahn oder über Mautstraße erreichbar waren.

Sonntag, 13.07.2025: Gleich nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg Richtung Liezen, weiter zum Parkplatz der Wurzeralm und von dort mit der Standseilbahn hoch zur Alm. Ein kurzer Marsch rüber zum Frauenkarlift, der uns dann bis auf 1870 Hm brachte. Nach ca. einer Stunde erreichten wir über steinige Wege den Einstieg des mit A/B klassifizierten Klettersteiges „Warscheneck Süd-Ost-Grat“. Wir legten unsere Ausrüstung erstmalig an und führten einen ausgiebigen Check durch. Kurze Einweisung zu den wichtigen Klettersteiregeln und los ging es. Nach ca. einer Stunde erreichten den Gipfel des Warscheneck (2388 Hm). Kurze Rast und wir machten uns auf den etwas mühseligen Rückweg ostwärts über den Toten Mann. Es setze, wenn auch nur kurz, leichter Regen ein, was den Rückweg auf dem felsigen teils von Blocksteinen durchzogenen Weg erschwerte. Wir standen etwas unter Zeitdruck, sollte die letzte Bahn (17 Uhr) auf uns warten? Eine etwas stärkere Truppe angeführt durch Klaus eilte auf blauen Wegen voraus, um die letzte Bahn zu „verzögern“. Gernot und Markus W blieben hinten dran. Anita sammelte, zur Erzürnung von Gernot, Steine (was sie hinterher erklärte). Wir Nachzügler erreichten die Bergstation gegen 17:05. Puh, gerade noch rechtzeitig? Ja! Aber warum? Gut, dass sich Heinrichs „fiktive Knöchelverletzung“ letztendlich als doch nicht so schlimm erwies, sie uns aber aufgrund einer eingeleiteten Bergrettungsaktion der Betreiber der Bahn einen großen Gefallen tat. Gute Idee von Markus L, Schlaufuchs. Am Abend besuchten wir den von Anita ausgesuchten Gasthof Kirchenwirt in Aigen,  ließen Tag Revue passieren, es war gute Stimmung.

Montag, 14.07.2025: Wir hatten nur eine sehr kurze Anfahrt. Ziel war der Hochtausing Toni-Klettersteig. Eine kurze Abstimmung nicht zuletzt aufgrund der tendenziell schlechten Wettervorhersage ergab, dass wir den Berg über den Ostanstieg begehen wollten. Wir fuhren von unserer Unterkunft nur wenige Minuten nach Wörschach und von dort den Wörschachberg hinauf bis zu einem Waldparkplatz. Die Wegfindung bis zum Einstieg war aufgrund von Waldarbeiten nicht ganz einfach, zerstörte Zugangswege mussten erstmal gefunden werden. Am Zustieg Klettergeschirr an, Partnercheck, alles passte und ab ging es steil hinauf, serpentinenartig und matschig, Absturzgefahr. Kaum den Einstieg erreicht und die ersten Meter zurückgelegt war er da, der für „eigentlich“ etwas später angekündigte Regen und leider, aufgrund der geschilderten Umstände Entscheidung nach wenigen Minuten zum Abbruch. Notwendig, zudem die Wettervorhersage für den späteren Nachmittag waschechten Rauerregen prognostizierte. Klaus, stets sehr sicher, unterstütze beim nicht ganz einfachen Abstieg. Letztendlich waren wir glücklich kurze Zeit später auf dem befestigten Weg angekommen zu sein. Rückmarsch zu den Autos. Wir hatten uns noch vorgenommen, das Outdoor-Sportgeschäft in Wörschach zu besuchen, wo wir schließlich einiges an Kohle zurückließen.

Dienstag, 15.07.2025: An diesem Tag peilten wir den Klettersteig „Gamsblick auf den Traweng (1981 Hm)“. Gleich nach dem Frühstück fuhren wir Richtung Tauplitz. Wir nahmen die Mautstraße hoch zur Tauplitzalm. Die Tauplitzalm ist ein Hochplateau im steirischen Teil des Salzkammerguts, das sich im Südosten des Toten Gebirges befindet. Es liegt auf einer Höhe von 1600 bis 2000 Hm, erstreckt sich zwischen Lawinenstein im Westen und Schwarzensee im Osten und umfasst eine Fläche von etwa 5 km². Die Tauplitzalm ist das größte Seeplateau der nördlichen Kalkalpen. Vom Parkplatz zu Fuß weiter Richtung Osten, bis wir nach ca. einer Stunde den herrlichen Steirersee (1443 Hm) erreichten. Ab hier ging es bergauf, ca. eine halbe Stunde bis zum Einstieg des Klettersteigs: Helme auf, Gurte an, Partnercheck. Ein sehr anspruchsvoller und herausfordernder Klettersteig mit mehreren C-Passagen wartete auf uns. Sabine bergauf immer stärker, aber die Handschuhe nicht ideal, was an einer etwas schwierigeren C-Stelle zu Herausforderungen führte. Es sollte der schönste Klettersteig der gesamten Tour werden, denn auch das Wetter war uns im Steig und auch während des Abstiegs wohlgewollt. Nur der Rückweg, nachdem wir auf der Grazerhütte schnabuliert hatten, war dann doch richtig verregnet.

Mittwoch, 16.07.2025: Unsere Zeit im schönen Aigen/Ennstal bei Elisabeth war abgelaufen. Ziel am heutigen Tag war das Übersetzen Richtung Dachstein zur Austriahütte. Im Blick hatten wir zuvor den Kala-Klettersteig kurz vor Ramsau. Wir verabschiedeten uns von Elisabeth und fuhren gegen halb 9 los. Leider war uns das Wetter auch an diesem Tag nicht sehr freundlich. Doch Dank der Orts-/Gebirgskenntnisse von Markus W, der den Dachstein wie seine Westentasche kennt, planten wir kurzentschlossen um und machten uns auf Richtung Silberkarklamm bis hin zur Silberkarhütte. Die Silberkarklamm, eine wildromantische Klamm in Ramsau am Dachstein in der Steiermark, bekannt für ihre Wasserfälle, senkrechten Felswände und den wilden Bach. Sie ist ein beliebtes Wanderziel, das sowohl für Familien als auch für erfahrene Wanderer und Klettersteiggeher reizvoll ist. Am späteren Nachmittag machten wir uns auf zur Austriahütte (1638 Hm). Zunächst über die Mautstraße zum Parkplatz der Dachsteinseilbahn und von dort leicht abwärts ca. 15 Minuten zur Hütte. Die im Jahr 1880 errichtete Hütte gilt als ältestes bestehendes Schutzhaus der Dachsteinregion. Die leicht zugängliche Hütte gilt aufgrund des großen umliegenden Wanderwegenetzes und einiger Klettersteige in unmittelbarer Nähe als beliebter Treffpunkt für Gletscherfreunde, Klettersteigbegeher und Wanderer. Die neue Hüttenwirtin ist seit Anfang 2025 Katharina Wallner. Die Verbundenheit zu den Bergen wurde Katharina bereits von ihrem Vater in die Wiege gelegt. Er war beruflich beim Alpenverein tätig und hatte seine Leidenschaft an sie weitergegeben. Wann immer Katharina Inspiration oder Ruhe suchte, zog es sie schon in ihrer Jugend auf die Austriahütte zurück. Dort hat sie Teile ihrer Abschlussarbeit zur Hebamme geschrieben. Als Anfang 2025 bekannt wurde, dass die Hütte zur Pacht ausgeschrieben ist, hat sie nicht lange gezögert. Katharina, eine äußert zuvorkommende und nette Persönlichkeit, war mit ihrem Sherpa-Team stets bemüht unseren Aufenthalt mit abendlichen Köstlichkeiten zu versüßen.

Donnerstag, 17.07.2025: Der nächste Tag mit angekündigtem Dauerregen, von dem wir uns nur bedingt beeinflussen lassen wollten, wir waren es ja zwischenzeitlich gewohnt. Der eigentlich beabsichtigte Hunerscharten-Klettersteig fiel jedoch ins Wasser, zu gefährlich. Ein klassischer Klettersteig, der in Kombination mit dem Koppenkarstein-Westgrat eine lohnende und ausgedehnte Bergtour darstellt hätte, war einfach nicht drin. Stattdessen eine kurze, aber eine sehr lohnende Wanderung mit regendurchdrungenen Fernblicken Richtung Ramsau zur Dachsteinsüdwandhütte stand auf dem Programm. Diese Hütte ist über einen leicht begehbaren und gut markierten Weg, der von der Talstation der Dachsteinseilbahn (1700 Hm) startet, in gut einer halben Stunde erreichbar. Die Südwandhütte ist ein idealer Ausgangspunkt für zahlreiche Wanderungen wie zum Beispiel die Dachsteinumrundung. Wir hatten Zeit genug, so ließen wir es uns auf der Hütte so richtig gut gehen (Suppe, Kuchen, Strudel, Cappuccino, …). Nach fast 2 Stunden machten wir uns auf den Rückweg, denn Anita wollte der Gruppe ihre kürzlich gelernten Abseiltechniken vermitteln. Der Gastraum in der Austriahütte war hierfür optimal.

Freitag, 18.07.2025: Gutes Wetter war vorhergesagt. So stand der Durchführung des eigentlichen Highlights der Tour nichts im Wege. Die Besteigung des Dachstein über den Schultersteig. Dieser Klettersteig ist eine ausgezeichnete Alternative zum Randkluftsteig, da dieser bedingt durch den Gletscherrückgang vor dem eigentlichen Felsabschnitt durch große und teils nicht zu erkennende Spalten extrem gefährlich geworden ist. Wir machten uns früh los, wollten die ersten Bahn erreichen. Von der Bergstation ca. 45 Minuten bis zur Seethalter-Hütte. Die Schulter erreicht man von dort in wenigen Schritten (ca. 300 Meter). Auch die dortige Randkluft ist nicht ganz ohne und erforderte die Empfehlung eines örtlichen Bergführers zur Sicherung jedes einzelnen Teilnehmers. Während des Aufstieg leider viel Nebel und viel Schnee aufgrund der Niederschläge der vergangenen Tage, aber kein Regen. Insbesondere die anfänglichen Passagen mit hervorgestochenen C-Stellen erforderte höchste Konzentration. Markus W rollte die Gruppe von hinten auf und unterstützte Gernot durch seine Erfahrung auch mit Sicherheitstechniken in der Begehung von Klettersteigen. Wir kamen aufgrund der Verhältnisse nur sehr langsam voran. Heinrich, an Erfahrung in der  Begehung von Klettersteigeng unerreicht, entschied sich nach ca. ¾ des Steiges an passender Stelle auf die Rückkehr der Gruppe zu warten. In Anbetracht aller Umstände (guten Platz, früh am Tag, nicht zu kalt, mehrere Gruppen unterwegs) stimmte Gernot zu, setze jedoch auch in Abstimmung mit Markus W ein Zeitlimit zur Umkehr, das nach ca. einer halben Stunde – geschätzte 50 Hm unterhalb des Gipfels – erreicht war. Konsequent und entschlossen in der Sache: Anweisung zur Umkehr, ausgerufen durch Markus W. Es war nicht schlimm, denn es wäre keine Fernsicht möglich gewesen. Der Gipfel gilt letztendlich für die Gruppe als „knapp erreicht“. Auf dem Rückweg musste Gernot eine Ablassstelle einrichten, die einige dankend annahmen. Die Begehung des Schultersteigs im Nebel mit extrem viel Schnee wird uns Allen in Erinnerung bleiben. Und alle Achtung: Ein Hoch auf Gerlinde und Heinrich, dass die beiden noch immer in der Lage sind solch schwierige Steige zu meistern, verdient Respekt. 

Freitagabend dann: Verabschiedung von Katharina, die einen hervorragenden Job macht. Absolut zu empfehlen.

Samstag, 19.07.2025: Eine Erlebnisreiche Woche ging zu Ende. Alle waren gut zuhause angekommen. Auch wenn Risiken am Berg nicht immer vollständig kalkulierbar sind und obwohl ein Ziel in unmittelbarer Nähe erreichbar scheint, so erfordert es ebenso viel Mut zur Umkehr wie weiterzumachen. Charakterstärke zeichnete sich bei den Teilnehmern dadurch aus, dass solche Entscheidungen zur Umkehr ohne Wenn und Aber akzeptiert, im Nachhinein sogar unterstützt werden. Ich danke Gerlinde, Anita, Sabine, Markus L, Heinrich, Klaus und Markus W für die einzigartige Woche. Tolle Gruppe! Euer Gernot