Sonntag, 20.07.2025
Wir peilten den Gipfel des Hohen Seeblaskogels (3235 Hm), der gemäß Aussage des Hüttenwirts ohne Probleme und ohne Gletscherausrüstung leicht erreichbar sein sollte. Dieser Berg liegt im südwestlichen Teil der Stubaier Alpen in Tirol. Das eigenständige Bergmassiv liegt zwischen Winnebachjoch (2782 Hm) und Bachfallenscharte (2882 Hm). Nach ca. einer Stunde erreichten wir den Bachfallenferner. Ab hier ging es Richtung Norden nur noch bergauf. Man dachte nach einer weiteren Stunde den Gipfel zu erblicken, aber nein, so ist es oft, er war es natürlich nicht. Der schwierigste Teil stand uns noch bevor. Eine ca. 500 Meter lange Querung, vom Eis untersetzt, Geröll und lose Blöcke drohten bei jedem zweiten Schritt abzugehen, nicht ganz ungefährlich. Kurz stehen geblieben, Blick in die Augen aller Teilnehmer zwecks Abstimmung zum Weitergehen, dann höchste Konzentration und weiter ging Richtung Gipfel, den wir nach gut einer Stunde erreichten. Wir pausierten ausgiebig und machten uns schließlich auf den Rückweg.
An dieser Stelle Empfehlung an alle Berichtsleser und ggf. auch entgegen der Empfehlung des Hüttenwirts, diesen Berg in den nächsten Jahren zu meiden.
Montag, 21.07.2025
Der verregnete Montag begann mit einem ausgiebigen Frühstück. Es war klar, dass sich der eigentlich geplante Breite Grieskogel (3287 Hm) an diesem Tag nicht ausgehen würde. Dieser Berg ist einer der höchsten Gipfel im Sellrain. Er eignet sich auch für Skitouren. Gletscherausrüstung wäre notwendig gewesen, aber es sollte leider nicht sein. Stattdessen stand die Ausbildungseinheit „Spaltenbergung/Lose Rolle“ auf dem Programm. Regenklamotten an und ab gings ca. 100 Meter entfernt von der Hütte ins Gelände; Hüftgurte an, Seil raus, drei Freiwille via Achter und Sackstich eingebunden und ab mit Benny in die Spalte. Damit er nichts verpasste und der Sturz fiktiv war, durfte Benny an der Demonstration der einzuleitenden Maßnahmen teilhaben. Am späteren Nachmittag klarte es etwas auf und wir wollten uns noch etwas bewegen. Eine kleine Ausweichtour vorbei an der Telefonzelle Richtung Gänsekragen, knapp bis zur Hälfte und dann wieder zurück, denn es war schon spät. Der Gänsekragen ist ein Kraxelberg und mit knapp 3000 Hm der Hausberg der Winnebachseehütte.
Dienstag, 22.07.2025
Abstieg zu den Autos. Auf dem Weg dorthin eine theoretische Ausbildungseinheit zum Thema „Dominanz“ und „Prominenz“. Begriffe, die die Eigenständigkeit eines Berges definieren. Nach einer kurzen Erläuterung fing das Grübeln an. Während die Dominanz leicht verständlich ist und nur den Abstand zum nächsthöheren Gipfel angibt, führte die Prominenz zu regen Diskussionen. Gut, so soll es sein. Während es normalerweise an kritischen Hinterfragungen mangelt, war dies hier nicht der Fall. Insbesondere Bernhard zeigte sich interessiert, er dachte sogar noch in den Folgetagen über eine Verbesserung der Definition nach! Nach einer guten Stunde Fahrzeit erreichten wir das Gschnitztal, ein Seitental des Tiroler Wipptals, welches bei Steinach am Brenner in westliche Richtung abzweigt. Die Moränen des Gschnitztals gelten als wichtige Anzeiger der alpinen Gletscherstände. Das Tal war aufgrund einiger Moränenabgänge „baustellendurchflutet“; Wege gesperrt, so auch der zur Innsbrucker Hütte (2360 Hm) führende Jubiläumssteig, der an einem Parkplatz hinter der Kirche in Gschnitz beginnt. Das war uns bekannt, daher peilten wir den etwas steileren Weg entlang der Materialseilbahn am Ende des Gschnitztals. Wir erreichten die Hütte leicht durchnässt nach ca. 2,5 Stunden Gehzeit. Diese Innsbrucker Hütte ist Ausgangspunkt für zahlreiche Bergtouren und Wanderungen. Der Habicht (3.277 Hm) zählt als beherrschendes Massiv am Elferkamm zu den schönsten und eindrucksvollsten Aussichtsbergen in den Stubaier Alpen.
Mittwoch 23.07.2025
Der Wetterbericht hatte für diesen Tag gutes Wetter Tag vorhergesagt, zumindest sollte kein Tröpfchen den Himmel verdunkeln. So kam es dann auch: Früh morgens Sonne pur, atemberaubender Blick über das Gschnitztal hinweg bis hin zum Alpenhauptkamm. Wir machten uns früh los; unser Ziel: der Habicht. Er war zwar nicht zu sehen, eine Wolkendecke hüllte ihn ein, als ob er sein Geheimnis nicht preisgeben wollte. Der Weg verlief anfänglich über leicht ansteigende grüne Wiesen, vorbei an grasrupfenden Gämsen, dann wurde der Weg immer felsiger und immer steiler. Jürgen und Bernhard stets hochkonzentriert, trittsicher und immer ihre Kammeraden im Blick. Katharina geschickt am Felsen, alle Tritte im Blick und ohne jegliche Angst. Michael immer ein Lächeln im Gesicht sehr, kein Wunder nach mehreren Jahrzehnten Erfahrung am Berg. Und Benny, unser Jüngster, immer stärker werdend, signalisierte Hunger nach mehr. Andere Bergsteiger waren den Herausforderungen nicht gewachsen und kehrten um. Wir erreichten den Gipfel des Habichts um die Mittagszeit. Leider hatten sich die den Gipfel einhüllenden Wolken nicht aufgelöst, so dass nur spärliche Blicke in Richtung des Stubaitals möglich waren. Zudem war es sehr kalt, geschätzte 5 Grad Celsius. Wir hielten uns daher nicht sehr lange dort oben auf, zudem noch die Ausbildungseinheit „Abseilen“ auf dem Programm stand. Auf halbem Weg nach unten fanden wir eine dafür geeignete Stelle. Am Abend dann stellte Benny auch seine Gesangkünste unter Beweis. Eine Band erweckte die Hütte zu neuem Leben. Viele Bergsteigerinnen und Bergsteiger anderer Gruppen tröteten gleichfalls kräftig mit.
Leider jedoch, der Wetterbericht sagte für die Folgetage ausgiebigen Regen voraus. Die Gruppe war sich einig, dass es wenig Sinn machte, die Dresdner Hütte zu besuchen um sie nur von innen zu betrachten. Schade, das Zuckerhütl (3507 Hm), der höchste Berg der Stubaier Alpen, wäre ein lohnendes Ziel gewesen.
An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass das Personal der Innsbrucker Hütte besonders freundlich und zuvorkommend ist. Bereits seit fast sieben Jahrzehnten wird die Innsbrucker Hütte von der Familie Hofer bzw. Egger bewirtschaftet. Franz und Marlene Egger kümmern sich seit mittlerweile über 25 Jahren und in 3. Generation um das Wohl ihrer Gäste. Sie tun das in einer einzigartigen Art und Weise. Insbesondere die Unterstützung bei der Stornierung der Dresdner Hütte durch Nutzung des privaten Haustelefons war hervorragend. Sogar Durchwahl und Übergabe des Hörers an mich übernahm Marlene, bekommt man selten, danke dafür.
Donnerstag, 23.07.2025
Abstieg zu den Autos. Wir waren alle gut gelaunt. Zwar hatten wir uns für diese Woche mehr vorgenommen, jedoch sind Natur und Wetter nicht langfristig planbar; wir haben das Beste daraus gemacht und ganz sicher werden wir die Höhenpunkte dieser Tour noch sehr lange in Erinnerung behalten. Schließlich gab es noch einen Abschlusskaffee in einer Bäckerei in Steinach am Brenner. Dann Umarmung, Verabschiedung und Hoffnung auf ein Wiedersehen.
Ich danke Katharina, Bernhard, Benny, Jürgen und Michael für das gute Teaming, die interessierte Teilnahme an den Ausbildungseinheiten und natürlich für die angeregten Diskussionen. Gernot